Kanne | Begriffe einer Studentenverbindung
Die Kanne ist eine traditionelle Bierstrafe, mit der Verstöße gegen den Comment – also den verbindungsinternen Verhaltenskodex – sanktioniert werden. Sie dient dabei weniger der Bestrafung im eigentlichen Sinne als vielmehr der humorvollen, ritualisierten Maßregelung im Rahmen von Kneipen oder Bierstreiten.
Was ist eine Kanne?
Eine Kanne bezeichnet in der heutigen Praxis das Leeren eines Standard-Gemäßes – meist 0,3 l Bier – durch den „Delinquenten“, also die Person, die sich einen Kommentarverstoß oder ein anderes Fehlverhalten hat zuschulden kommen lassen.
Kannen können ausgesprochen werden von:
einem couleurälteren Bundesbruder,
einem Chargierten,
einem Präsiden (z. B. während eines Bierstreits oder einer Kneipe).
Ablauf & Etikette
Die Kanne wird ausgesprochen, nicht beantragt.
Eine Begründung darf erst nach dem Trinken eingefordert werden. Wer also protestieren möchte, muss erst das Gemäß leeren – oder zumindest damit beginnen.
Der „Kannenverteiler“ kann ein „Satis“ aussprechen – ein Zeichen dafür, dass der Straftrunk nicht vollständig geleert werden muss, weil der Zweck bereits erfüllt ist.
Bleibt das „Satis“ aus, heißt es: ad profundum – also: bis zum Grund!
Die Etagen der Kanne
Zur Dramatisierung – oder bei besonders „schweren“ Verstößen – kann das Leeren der Kanne während Kneipen in sogenannten Etagen erfolgen:
Normal: im Stehen
1. Etage: auf einem Stuhl stehend
2. Etage: auf dem Tisch stehend
3. Etage: auf einem Stuhl auf dem Tisch stehend
Diese Steigerung dient weniger der Strenge als der Zeremonie – und dem Schmunzeln der Anwesenden.
Missbrauch & Einspruch
War die Kanne ungerechtfertigt, bleibt nur der Weg über einen couleurälteren Bundesbruder als Schiedsinstanz. Wenn dieser den Einwand für begründet hält, kann er den ursprünglichen Kannenverteiler seinerseits in die Kanne schicken. Ausgenommen sind hiervon:
der eigene Biervater
aktuelle Chargen und Conchargen
Alte Herren – diese dürfen nie von Aktiven in die Kanne geschickt werden, auch wenn der Aktive couleurälter ist
Einzige Ausnahme: Der Präside hat während Bierstreiten oder Kneipen das Recht, jeden Anwesenden – unabhängig vom Status – in die Kanne zu schicken, um die Ordnung zu wahren.
Wichtige Zusatzregeln
Wer eine Kanne verteilt, muss für das Bier sorgen – sprich: holen und bezahlen.
Man kann sich nicht freiwillig in die Kanne schicken. Wer sich selbst maßregeln möchte, „löffelt sich“ – eine freiwillige symbolische Strafe mit dem Löffel.
Historisch war die Kanne eine eigene Maßeinheit – sie fasste rund 1,85 Liter Bier. Heute ist davon in der Praxis glücklicherweise nur noch der Name geblieben.
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