Gaudeamus igitur
Wenn auf einem Kommers oder einer feierlichen Kneipe das „Gaudeamus igitur“ angestimmt wird, erhebt sich nicht nur die Corona, sondern auch die Geschichte. Seit Generationen begleitet dieses Lied Studierende durch ihre akademischen Jahre – als Ausdruck der Lebensfreude, der Gemeinschaft und der Vergänglichkeit.
Hier findest du den vollständigen Liedtext – mit lateinischem Original und deutscher Übersetzung:
Liedtext: Gaudeamus igitur
¦: Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus; :¦
Also lasst uns fröhlich sein, denn wir sind noch jung;
post iucundam iuventutem, post molestam senectutem,
nach den Freuden der Jugend, nach den Beschwerlichkeiten des Alters,
¦: nos habebit humus! :¦
wird uns die Erde haben.
¦: Ubi sunt, qui ante nos in mundo fuere? :¦
Wo sind die, die vor uns in der Welt waren?
Vadite ad superos, transite ad inferos,
Geh hinauf zu den Himmlischen, geh hinab zu den Unterirdischen,
¦: hos si vis videre. :¦
wenn du jene sehen willst.
¦: Vita nostra brevis est, brevi finietur; :¦
Unser Leben ist kurz, es wird bald enden;
venit mors velociter, rapit nos atrociter,
der Tod kommt schnell, reißt uns grausam hinweg,
¦: nemini parcetur. :¦
niemand wird verschont.
¦: Vivat academia, vivant professores; :¦
Hoch lebe die Universität, hoch leben die Professoren;
vivat membrum quodlibet, vivant membra quaelibet,
hoch lebe jedes einzelne Mitglied, hoch lebe die ganze Gemeinschaft,
¦: semper sint in flore! :¦
sie seien stets in Blüte!
¦: Vivant omnes virgines, faciles, formosae; :¦
Hoch leben alle Jungfrauen, gefällig und schön;
vivant et mulieres, tenerae, amabiles,
hoch leben auch die Frauen, zart und lieblich,
¦: bonae, laboriosae! :¦
gut und fleißig!
¦: Vivat et res publica, et qui illam regit; :¦
Hoch lebe die Republik, und die, die sie regieren!
vivat nostra civitas, maecenatum caritas,
hoch lebe unsere Gemeinschaft, die Güte unserer Gönner,
¦: quae nos hic protegit! :¦
die uns hier schützt!
¦: Pereat tristitia, pereant osores; :¦
Hinweg mit der Traurigkeit, hinweg mit den Hassenden;
pereat diabolus, quivis antiburschius,
hinweg mit dem Teufel, jedem Anti-Bursch,
¦: atque irrisores! :¦
und den Spöttern!
Herkunft und Geschichte des „Gaudeamus“
Die Ursprünge dieses Liedes reichen zurück bis ins 13. Jahrhundert. Die heute bekannte Version basiert auf einer 1781 veröffentlichten Fassung und wurde durch die Aufnahme in das „Studentenliederbuch des Deutschen Sängerbundes“ weithin verbreitet. Gesungen wird es traditionell zu Beginn oder als Höhepunkt von Kommersen – oft im Stehen, mit vollem Klang und erhobenen Gläsern.
Es vereint Witz, Melancholie und Bildungsstolz in einem. Besonders eindrücklich ist der Kontrast zwischen der Feier der Jugend und der gleichzeitigen Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens – eine thematische Tiefe, die dieses Lied einzigartig macht.
„Gaudeamus“ im Verbindungsleben: Mehr als nur ein Lied
Für Studentenverbindungen hat das „Gaudeamus igitur“ einen festen Platz im Comment – nicht nur als Liedtext, sondern als Ausdruck von Haltung. Es ist ein Lied, das Lebensfreude und Demut verbindet, akademische Freiheit feiert und generationenübergreifende Gemeinschaft betont.
Gleichzeitig ist es ein Lied der Inklusion: Ob Erstsemester oder Alter Herr – beim „Gaudeamus“ singen alle mit. Wer einmal auf einem gut geführten Kommers dieses Lied in vollem Chorklang gehört hat, wird den Moment nicht so schnell vergessen.
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