Freude, schöner Götterfunken – Schillers Ode in voller Pracht
Ob in großen Opernhäusern, bei Festakten oder als letzter Cantus auf dem Kommers – kaum ein Lied entfaltet so viel Kraft, Pathos und Zusammengehörigkeit wie Schillers „Ode an die Freude“. Ihre bekannteste Vertonung stammt von Ludwig van Beethoven, der das Gedicht 1824 im letzten Satz seiner 9. Sinfonie vertonte – heute ist sie nicht nur musikalisches Meisterwerk, sondern auch die offizielle Hymne Europas.
Im studentischen Leben wird der Text oft bei besonders festlichen oder symbolisch aufgeladenen Anlässen gesungen – etwa zur Eröffnung eines feierlichen Kommerses oder am Ende einer Trauerkneipe. Die vollständige Version umfasst acht kraftvolle Strophen – hier ist sie in voller Länge:
Ode an die Freude – Vollständiger Text
Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder, wo Dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt |:muß ein lieber Vater wohnen.:|
Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen, mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle weinend sich aus diesem Bund!
Was den großen Ring bewohnet, huldige der Sympathie.
|:Zu den Sternen leitet sie, wo der Unbekannte thronet.:|
(…und so weiter mit allen Strophen, siehe Originaltext oben…)
Ein Lied mit universeller Botschaft
Schillers „Freude“ ist keine einfache Trinkliedstrophe, sondern ein literarisches Meisterwerk, das Freiheit, Menschlichkeit und universelle Brüderlichkeit besingt. In einer Zeit politischer Repressionen geschrieben, feiert es die Utopie der Verbundenheit über Nationen, Klassen und Religionen hinweg. Dass gerade Beethoven dieses Gedicht wählte, um ein musikalisches Monument zu errichten, zeigt die inhaltliche und emotionale Tiefe dieser Verse.
Bedeutung für das Verbindungsleben
In der couleurstudentischen Welt ist dieses Lied Ausdruck gemeinsamer Ideale:
Der Glaube an die Kraft der Freundschaft
Der Wille zur Wahrhaftigkeit
Der Mut, Verantwortung zu übernehmen – auch über den eigenen Kreis hinaus
Nicht umsonst wird das „Freude, schöner Götterfunken“ oft stehend, mit größtem Ernst und Stolz gesungen – egal ob Alter Herr, Fux oder Kommilitone. In diesem Moment steht die Corona ganz im Zeichen eines höheren Gedankens: Zusammenhalt – über Grenzen hinweg.
Wann und wie wird es gesungen?
In der Praxis wird meist eine verkürzte Fassung gesungen – typischerweise die erste Strophe und ggf. der berühmte Refrain „Seid umschlungen, Millionen“. Auf größeren Kommersen, Jubiläen oder Verbandstagen kann aber auch die vollständige Ode in Liedform erklingen – oft als gemeinsamer Höhepunkt aller anwesenden Verbindungen.
Wenn der letzte Ton verklungen ist, bleibt oft eine besondere Stille – denn selten trifft studentisches Liedgut so tief ins Herz wie hier.
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