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Comment | Begriffe einer Studentenverbindung

Der Comment (vom französischen „comment?“ – „wie?“) ist der traditionelle Verhaltenskodex der Studentenverbindungen. Ursprünglich bezeichnete der Begriff lediglich Regelwerke für festliche Anlässe und das studentische Fechtwesen – etwa, wie man einen Kommers richtig durchführt oder wie man sich bei einer Mensur verhält. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Comment zu einer umfassenden Sammlung von Gepflogenheiten, Zeremonien, Verhaltensregeln und Traditionen, die das gesamte Verbindungsleben strukturieren.

Er ist weder starres Gesetz noch Satzung – vielmehr ist er ein lebendiges System studentischer Kultur, das über Generationen weitergegeben und gepflegt wurde. Der Comment regelt das Miteinander innerhalb der Verbindung, definiert das Auftreten nach außen und prägt viele Rituale – von der Kneipe bis zur feierlichen Philistrierung.

Funktion und Bedeutung

Der Comment erfüllt mehrere zentrale Aufgaben:

  • Er schafft Gemeinschaft durch gemeinsame Rituale, Sprache und Symbole.

  • Er gibt Orientierung im Umgang miteinander – respektvoll, verbindlich und strukturiert.

  • Er verbindet Generationen: Jüngere und Ältere finden über geteilte Erfahrungen und Brauchtum leichter zueinander.

  • Er grenzt ab – nach außen wird durch das Einhalten des Comments die Zugehörigkeit zur Verbindung sichtbar.

Ein berühmtes Zitat bringt es auf den Punkt:
„Tradition heißt nicht, Asche aufzubewahren, sondern eine Flamme am Leben zu erhalten.“
Der Comment lebt nicht von starren Formen, sondern vom Geist, der sie erfüllt.

Comment im Korporationsalltag

Der Comment begegnet uns in vielen Bereichen des Verbindungslebens:

  • Mitgliedsstufen: Gäste werden „Keilkandidat“ genannt; es folgen „Fuchs“, „Bursch“ und schließlich „Philister“.

  • Ämter und Funktionen: Der Comment legt fest, wie die Chargen heißen und welche Aufgaben sie übernehmen.

  • Veranstaltungen: Begriffe wie Reception (Aufnahme), Promotion (Beförderung zum Burschen) und Philistrierung (Übergang zum Alten Herrn) sind zentrale Meilensteine und unterliegen festen Formen.

  • Bekleidung: Beim Chargieren – also dem repräsentativen Auftreten bei feierlichen Anlässen – werden Uniformen wie Salon- oder Vollwichs getragen.

  • Trinkrituale: Kommers und Kneipe sind strukturierte Festformen, mit eigenen Regeln, Kommentarsprüchen und Ritualen.

Symbole und Begriffe des Comments

Auch ohne Mütze oder Band, wie im farbenführenden Kartellverband (KV), haben viele Korporationen klare farbliche Identitäten:

  • Farben: Zieren die Vereinsfahne, finden sich in der Farbenstrophe wieder und an den Zipfeln (kleine farbige Bänder) – etwa Bierzipfel, Weinzipfel, Sektzipfel, jeweils mit symbolischer Funktion.

  • Zirkel: Ein kunstvoll gestaltetes Monogramm, meist bestehend aus den Buchstaben v, c, f sowie dem Anfangsbuchstaben der Verbindung. Die heute gängigste Deutung lautet:
    „vivat – crescat – floreat“ („Er lebe – er wachse – er blühe“).

Umgangsformen und Etikette

Der Comment legt auch Wert auf gepflegte Umgangsformen – im Alltag wie bei offiziellen Anlässen. Dazu gehören:

  • Anrede und Grußformeln:

    • Chargen werden mit „Hoher …“ angesprochen (z. B. „Hoher Senior“).

    • Ehrengäste erhalten traditionelle Titel wie „Exzellenz“, „Magnifizenz“ oder „Spectabilität“ – je nach Funktion.

  • Begrüßung und Vorstellung:

    • Der Jüngere grüßt zuerst den Älteren.

    • Die Dame wird vor dem Herrn begrüßt – mit Ausnahme, wenn sie nicht bekannt ist.

    • Beim Vorstellen wird immer vom Jüngeren zum Älteren, vom Herrn zur Dame vermittelt.

Trinksitten

Selbst das Trinken folgt bestimmten stilistischen Regeln:

  • Das Weinglas wird am Stiel, das Bierglas unterhalb der Mitte gehalten.

  • Beim Zutrinken hebt man das Glas bis zur Brust und verneigt sich leicht.

  • Der Gastgeber eröffnet den ersten Trinkspruch.

  • Beim Einschenken wird die Flasche mit der Etikettseite nach oben gehalten und ohne Nachtropfen eingeschenkt.

Ein lebendiger Kodex

Auch wenn der Comment tief in der Geschichte verwurzelt ist, darf er nie Selbstzweck sein. Er lebt durch die Menschen, die ihn pflegen – und durch die Bereitschaft, ihn zeitgemäß weiterzuentwickeln, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Die Markomannia sieht sich diesem Brauchtum verpflichtet, ohne dabei den kritischen Blick auf die eigene Tradition zu verlieren.

„Die Weiterentwicklung des Brauchtums bleibt der Gegenwart und Zukunft vorbehalten.“

Weitere Begriffe findest du in unserem Studentenverbindungslexikon: Hier klicken

Timo Hänseler